Genau so war's - wirklich
Garantiert wahre Geschichten
Beim Birkenverteilen vor den Schützenfesten gibt es stets reichlich Spenden. Der Inkassodienst der Schützen freut sich gleichermaßen über größere und kleinere Geldbeträge. Einige wenige Lagenser Zeitgenossen sind aber immer reichlich „lippisch“. Eine Dame, etwa 40 Jahre alt, die mit ihrer Mutter zusammenlebte, war nach dem Klingeln von Charmeur Breker und dem Türöffnen nicht bereit, ihre Geldbörse zu öffnen. Sie sagte ihm, sie habe kein Geld und ihre Mutter sei nicht zu Hause. Er könne eventuell noch einmal wiederkommen, wenn die Mutter zu Hause sei. Diese als Abfuhr empfundene Antwort konnte unser Willi nicht akzeptieren. Er, der es gewohnt war, dass sich ihm die Türen, die Herzen und beim Birkenverteilen auch die Geldbörsen öffnen. Beide wurden schließlich fündig, und Willi Breker sah sich als Charmeur und dabei erfolgreicher Geldbeschaffer bestätigt – selbst die Dame lächelte. Nein sagte unser Willi, ich bin kein Looser. Kurzerhand trat er in den Flur und sagte der „spendenunwilligen Dame“: Lass uns zusammen in euer Wohnzimmer gehen, da im Schrank gibt es ein Kästchen, das sogar Banknoten für kleinere Anlässe enthält.
Willi Breker – der Charmeur
Beim Birkenverteilen nehmen die Schützen nicht nur Spenden ein, sondern hier und da auch Alkoholhaltiges. Der Unimog-Fahrer forderte schließlich die Schützen auf, bei ihrer Arbeit weniger zu trinken, ansonsten bekämen sie Probleme, nicht nur mit ihren Ehefrauen und Freundinnen, sondern mehr noch mit dem Oberst und Major beim abendlichen Zapfenstreich. Dieser Ausspruch sollte Folgen haben. Bei dem Stopp in der Gerichtsstraße zwischen der Hirsch-Apotheke und der Brasserie ging der Fahrer selbstverständlich mit den Schützen zusammen in die Gaststätte „Süße Ecke“. Während dieses Aufenthaltes schlich ein Schütze aus dem Lokal, betrat das Führerhaus des Fahrzeugs und eignete sich den auf dem Fahrersitz liegenden Autoschlüssel an. Nach dem Verlassen der Gaststätte mussten alle feststellen, dass sie ihre Arbeit nicht fortsetzen konnten. Der Unimog mit dem Anhänger entwickelte sich zu einem großen Verkehrshindernis; hinzukam, dass reges Treiben wegen des Freitagsmarktes im Zentrum herrschte. Der Fahrer mit seinen klugen Ratschlägen durfte nun 20 Minuten lang erfahren, dass er Probleme hatte und nicht die trinkfreudigen übrigen Schützen.
»Gestohlener« Unimog-Schlüssel
Bärenstarker Auftritt ermöglichte Zutritt (1993)
Mehrere Jahrzehnte lang – bis einschließlich 2001 – wurde der kompanieinterne Abschluss der Schützenfeste jeweils dienstags im großen Partyraum des Ehepaares Karl-Heinz und Gisela Schinkel gefeiert (s. auch S. 212 des Jubiläumsbuches). Es war üblich, dass die Männer den Feierraum erst betreten sollten oder durften, wenn nach dem Einsammeln der Birken und nachfolgenden Transport der Fahnenstange beim Gastgeber geflaggt worden war. Ein besonders feierlicher Akt. Die Art und Weise des Abladens der Fahnenstange vom Anhänger veranlasste Friedrich-Cordt Krietenstein (FCKW) zu sprüchen, die bei den „arbeitenden Kollegen“ Widerspruch auslösten. Besonders betroffen waren vier Kameraden, als er ihnen klar machte, dass er eine Fahnenstange ganz allein heben und aufstellen könne. Für diesen Ausspruch wurde er allseits belächelt, mit dem Hinweis, dass er beim Verteilen der Birken in der Innenstadt z. T. nur einzelne Birkenbäumchen getragen habe. Es wurde diskutiert, aber nicht gehandelt. Es bestand die Gefahr, die Eintrittskarte für den Partykeller nicht lösen zu können. Die Damen warteten weiterhin vergeblich. Es wurde sogar diskutiert, die Damen allein im Partykeller feiern zu lassen und dass die Schützen separat ein Lokal in der Innenstadt aufsuchen sollten. Plötzlich äußerten einige Bedenken, dass ihre familieninternen weiblichen Regierungen diese Verhaltensweisen nicht gutheißen könnten. Dann hatte FCKW Mitleid mit den offensichtlich unterdrückten Männern und löste das Zutrittsticket, indem er in der Tat allein den Masten auf seine Schulter wuchtete und ihm das Aufstellen der Fahnenstange gelang. FCKW zeigte damit einmal mehr, dass er kein Maulheld ist!
Ein bärenstarker Auftritt …
Ein bekanntes und spendefreudiges Gildemitglied, früherer Polizeioffizier, früherer guter Schütze und Mitglied der „Zwoten“, legte auch im sehr hohen Alter Wert darauf, am Schießen teilzunehmen. Seine Schüsse führten selten zu über dem Wert „Vier“ liegenden Ringzahlen. Dabei äußerte er oft den Wunsch, einmal noch im hohen Alter eine Zehn zu schießen. In diesem Falle würde er bereit sein, größere Freibierrunden zu spendieren. Irgendwie gelang es einigen Kameraden der 1. Kompanie, ihm klarzumachen, dass die Sichtverhältnisse auf den von der „1.“ genutzten Schießbahn besser sind. Er ließ sich überzeugen. Nach anfänglichen Ringzahlen von Zwei und Drei war plötzlich die heiß ersehnte Zehn da. Was war geschehen? Ein Schützenkamerad der 1. Kompanie hatte von der benachbarten Schießbahn aus auf den Spiegel unseres betagten Kameraden geschossen. Er war glücklich, aber auch die vielen Mannen der „Ersten“: Bekamen sie doch viele Runden Freibier. Das konnten die Schützenbrüder der „Zweiten“ nicht gut ertragen, dass nur die „Erste“ versorgt wurde. Bei der vierten Runde schon sorgten sie für eine Vergrößerung der Trinkrunden.
Allseits pure Freude – Mogeln ist erlaubt
Schön war es, aber ertappt
Unser ehemaliger Oberst war früher auch als Schießoffizier der Gilde, privat ohnehin, stets ein glänzender Gastgeber – ganz in der Tradition der Windhof-Eigentümer stehend. Sein Standvermögen, auch nach mit Gruppen gemeinsam vorgenommenem reichlichen Genuss von Alkoholika, sorgte oftmals dafür, dass ihm das Aufsuchen seiner Schlafstätte nachts vor 03.00 Uhr zuwider war. Beim Schützenfest 1989 sollte es schlimmer, oder je nach Betrachtungsweise, noch besser kommen. Da hatte doch Offizierskamerad Udo Zantow und seine Peggy einmal mehr Besuch aus der Lagenser Partnerstadt Horsham (GB). Die Gäste, das Ehepaar Stevens, waren wie auch die übrigen englischen Gäste, begeistert von dem Zapfenstreich (sogar die britische Hymne wurde zu Ehren der Gäste von der Insel gespielt), den Feiern im Zelt und dem Ehepaar Krietenstein. Folge: Von 02.00 Uhr bis 04.30 Uhr am Schützenfest-Samstagmorgen waren die Paare Stevens und Zantow zu Gast auf dem Windhof. Hierbei wurden auch Witze abwechselnd in deutscher und englischer Sprache erzählt. Letzteres gelang nicht immer. Da fiel Gastgeberin Lissy plötzlich ein, dass sie mit ihrem Cordt um 06.00 Uhr zum Frühstück beim Oberst Wilhelm Krügermeyer-Kalthoff zu erscheinen hatten. Es entstand eine kurze Diskussion, ob noch das Bett aufzusuchen sei. Cordt entschied, eine Stunde schlafen könnte für den anstrengenden Tag hilfreich sein. Seine Schlafstunde betrug schließlich 120 Minuten. Was nun? Nicht mehr zum Oberst, sondern gleich zum Marktplatz gehen! Denn schließlich begann um 07.00 Uhr die Morgenfeier. Ohne Körperpflege, ohne Frühstück und kurzerhand in die Uniform „gesprungen“, meldete sich FCKW drei Minuten vor der Feier zum Dienstantritt beim Oberst und entschuldigte sich für das Fehlen beim Oberstfrühstück mit dem Hinweis, dass in den Morgenstunden viele Schweine aus den Stallungen des Hofes ausgebrochen seien. Der Oberst zeigte Verständnis und meinte: Na ja, drei Minuten vor der Morgenfeier zu erscheinen, zeugt auch von einer gewissen Pünktlichkeit und sogar besonderem Pflichtbewusstsein. Nach 75 Minuten war die Morgenfeier beendet und der Marsch durch die Stadt mit dem Ziel Schießstand begann. Dabei fragte Oberst Wilhelm Krügermeyer-Kalthoff plötzlich Cordt: Sag mal, seit wie vielen Jahren habt ihr keine Schweine mehr auf dem Hof …?
Die Veröffentlichung des Vorgangs im Detail ist unter Hinweis auf den Datenschutz von dem betroffenen Offizier bisher nicht freigegeben worden, deshalb nur soviel: Die Nacht zum samstäglichen Schützenfestmorgen außerhalb des Bereichs der Stadt Lage war sehr anstrengend. Offensichtlich traten in den frühen Morgenstunden Ermüdungserscheinungen auf. Warum seine beiden ihn zuvor begleitenden Kameraden schließlich in dem netten Lokal zurückgelassen haben, ist noch nicht abschließend geklärt. Fest steht, dass er um 05.30 Uhr sich im Kompanierevier der „Ersten“ beim Hauptmann zum Dienstantritt zu melden hatte. Fest steht auch, dass das gastliche Haus in den frühen Morgenstunden noch verschlossen war und erst nach 07.00 Uhr wieder öffnete. Welch eine Qual: Er wollte und konnte nicht wegen der verschlossenen Türen – zum Dienstantritt erscheinen oder sollte er doch verschlafen haben …? Kommentar des Hauptmanns gegenüber dem Jungoffizier: “Jeder führt sich so gut ins Offizierskorps ein wie er kann.”